Im Krankenhaus, 28.8.22
Lieber Vater
nun wo die letzten Stunden anbrechen möchte ich dir sagen wie ich dich in Erinnerung behalte.
Als ein Mann der Tat und vielen praktischen Talente. Wenn andere noch nachdenken, hast du schon gehandelt. Ich denke da an diverse Reparaturen zuletzt die wir im kleinen Haus in Spanien gemacht haben wie das anlöten einer Wasserleitung oder das Bohren eines Kabelweges durch eine dicke Kalksteinwand. Das hätte ich an einen Handwerker gegeben. Aber du hast einfach das Werkzeug gekauft und es selbst gemacht.
Als ein Mann des Wortes, scharf und treffend. Dein Erforschen und Verständnis von Zusammenhängen war stets tiefgründig und nie entging dir ein wichtiges Detail. Deine Schlussfolgerungen waren oft treffend auf des Pudels Kern. Manchmal aber auch pauschal und sehr direkt. Damit konnte nicht jeder gut umgehen. Später hast du dann sympathisch zugestanden wenn du mal daneben lagst.
Als ein Mann des Entdeckens der immerzu Neues erlernt, ausprobiert und experimentiert. Dein Interesse für die Welt, Technik, Politik, andere Länder, Kulturen, Religionen, Sportarten und Menschen im war unerschöpflich. Deine Segel- Motorrad, Flug- und Caravantouren schier unzählig. Meist war es dort so schön dass du gleich eine Immobilie kaufen wolltest.
Als ein Mann der sich es gut gehen lässt. Ob beim Saunieren, oder beim Bier mit Freunden, bei Kaffee und Kuchen, immer hat man deine Lebensfreude gespürt und sie hat angestiftet es dir gleich zu tun.
Als ein Mann der sich seiner Familie, Freunden und besonders seinen Enkel hinwendete und förderte, gemeinsame Reisen nach England samt Schulfreunden unternahm, mit vielen Freunden segelte, und alljährlich die Familie auf ein kulturelles Event an Weihnachten einlud,
Als ein Mann der sich um andere sorgt und Mitgefühl hat. So wolltest du mal eine Stiftung gründen zur Ausbildung von benachteiligten Kindern. Auch wenn daraus nichts wurde hast du stets gute Vorhaben anderer unterstützt, gespendet und geholfen wenn man in Not war.
Ein Mann der stetig trauert um verstorbene Verwandte und Freunde, und zuletzt öfters zu den Gräbern ging als zu den Lebenden. So nie ganz glücklich wolltest du sein weil der Verlust um geliebte Menschen es schwer machte. Nun hoffe ich dass du sie alle freudig wieder siehst.