Kondolenz löschen

Sind Sie sicher, dass Sie diese Kondolenz löschen möchten?

Harald Karrasgestorben am 30. August 2022

Beitrag

Verehrte, liebe Trauergäste,

einer meiner beiden älteren Brüder ist von uns gegangen. Ich bin zutiefst traurig und erschüttert, schon deswegen da noch vor wenigen Monaten -im April dieses Jahres – sein gesundheitlicher Zustand relativ stabil schien, sich dieser aber in kurzer Zeit dramatisch verschlechtert hat.

Meine letzte Begegnung mit ihm außerhalb seines Krankenhausaufenthalts war bei der Geburtstagsfeier meiner Schwester in einem Café in Wiesbaden. Er saß neben mir am Tisch und wir tauschten –wie gewohnt – unsere gegenseitigen Meinungen über Themen aus der Politik und Gesellschaft aus. Auf meine Frage, wie es ihm momentan gesundheitlich ginge, antwortete er: Er müsse am folgenden Tag wieder ins Krankenhaus zur Bluttransfusion und, dass die Ärzte einen Virus im Körper vermuteten, dessen Ursache sie noch nicht gefunden hätten. Dann folgte der Satz: „Mal sehen, was die mit mir machen werden.“ Dieser Satz klang nicht besorgniserregend , sondern drückte eher Gelassenheit aus. Mit anderen Worten zu diesem Zeitpunkt ahnte weder er noch wir, was auf ihn zukommen würde.

Die Erinnerungen an meinen Bruder führen weit zurück in meine Kindheit und Jugend. Der immense Altersunterschied von 15 Jahren trug dazu bei, dass er mir auf meine Fragen hin Ratschläge erteilte und helfen konnte. Z.B. war ich in meiner Schulzeit ein schlechter Schüler in den Fächern Mathematik, Physik. Harald gab mir deshalb eine Zeit lang Nachhilfeunterricht in diesen Fächern. Mathematische Formeln, Erklärungen über den Verlauf des Stromkreises etc. konnte er mir mit Leichtigkeit verständlich machen.

Seine Leidenschaft für das Segeln war zu damaliger Zeit sehr groß. Einmal machten wir zusammen mit Doris, Markus und einem Schulfreund eine Reise nach Dänemark um dort zu segeln. Auch wenn ich nicht so wie er diese Leidenschaft für dieses Hobby besaß, war es ein aufregendes, interessantes Erlebnis mit viel Spaß und Freude.
Zu jenen wenigen gemeinsamen Unternehmungen zählte auch ein Urlaub in das Appartement in Frankreich an der Cote d´Azur. Dort, tagsüber zusammen mit ihm, seiner ersten Frau Doris und Lijun die Umgebung zu erkunden, gemeinsam am Strand zu verweilen und gegen Abend in ihrem Appartement gutes Essen zu genießen, war himmlisch. So bleibt in meinen Erinnerungen an Harald viel Gutes bestehen. Auch die Tatsache, dass er es ermöglichte, dass Lijun und ich unsere erste gemeinsame Wohnung in seinem in Mainz erworbenen Wohnobjekt haben bewohnen können, war sehr hilfreich.
Insofern ist in diesem Zusammenhang Harald im Vergleich zu mir der rationaler denkende und zukunftsorientierte Mensch gewesen, es bestand nicht die Art „Seelenverwandschaft“ zwischen uns, doch gingen wir stets respektvoll miteinander um. In den von ihm vermittelten materiellen Werten, offenbarte sich auch sein ausgeprägter Familiensinn und war mir gegenüber Ausdruck seiner Liebe. Darüber bin ich ihm unendlich dankbar und hoffe, dass auch ich ihm etwas von mir Zeit seines Lebens habe geben können.

Ruhe in Frieden, geliebter Bruder Harald